Sophia Doms - 14. August 2015 10:43 Uhr
Nun bist also auch Du unter die verkleideten Vögel gegangen.
Unter diese leichten Federspiele
Vehikel toter Seelen
die wir schon deshalb gut behandeln müssen
weil sie uns
mit gezielten Schnabelhieben
die Wespen vertreiben können.
Die Wespen surren
in dieser Kirschenzeit
ungerührt
um den Kirschbaum auf dem Friedhof.
Da stehen wir im Schatten
um dich
alle miteinander
so gut es geht
noch zur Endhaltestelle zu bringen.
Und während wir
mit großen Gesten
auf den Bus zur Ewigkeit warten
haben wir dich
hat dich jeder einzelne von uns
längst schon verfehlt.
Wir singen dir Lebewohl.
Du aber pfeifst dir
für dich selbst
ein schräges Lied.
Les oiseaux déguisés
Was für ein schönes und eigenständiges Bild, "die verkleideten Vögel". Ein Tod, ein Abschied, die Nähe zur Natur. Der "Bus zur Ewigkeit". Das Gedicht gefällt mir.
- 16. August 2015 0:21 Uhr
Hab Dank für das schöne Lob!
Nur um mich angesichts der freundlichen Zeilen nicht mit fremden Federn (!) zu schmücken, noch der Hinweis: Die "oiseaux déguisés" sind ein Zitat aus einem Gedicht von Louis Aragon (daher auch die französische Fußzeile). Das Bild hat mich dort sehr ergriffen, es bedeutet bei Aragon aber m.E. anderes als hier ...
Sophia Doms (Forummitglied) - 17. August 2015 13:22 Uhr
Sophia mit Vogelkleid, welches Bild nun dazugehört, das eingeflossen ist, konnte ich nicht ausfindig machen. Aber das schmälert nicht die Übertragung der verkleideten Vögel auf deinen Text!
- 17. August 2015 19:42 Uhr
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